Trachten, Jodel und ganz viel Heimat

Unter dem sympathischen Motto «klangvoll – vollklang» fand nach einem vierjährigen Unterbruch endlich wieder ein fröhlicher «Heimatabend» statt.

Den lüpfigen Auftakt zum fast dreistündigen Heimatabend-Anlass vergangenen Samstag in der ausverkauften Mehrzweckhalle machten die «Schwyzerörgelifrönde Rast-Wiss» aus Sempach. Michi, Dani, und Thömu sorgten für mächtig Stimmung. Die 1998 gegründete Formation ist kaum mehr von Anlässen und Festen wegzudenken und mit ihrem unverkennbaren urchigen Innerschwyzer-Stil begeistern sie nicht nur Schwyzerörgelifreunde.

Die Kleinen sorgten für ganz viel «Jöööö»

Sich in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer tanzten sich ebenfalls die 12 Tänzerinnen und Tänzer der Kindervolkstanzgruppe der Trachtengruppe Birmenstorf. Wenn auch noch nicht ganz jeder Tanzschritt der zwischen 4- und 12-jährigen punktgenau umgesetzt wurde, ein «Jöööö» war immer wieder aus dem Saal zu hören. Die Kleinen waren an diesem Abend definitiv die Grössten, hatten sie doch insgesamt gleich zwei Auftrittseinsätze. Die Moderation des Anlasses übernahm, in edelster Appenzeller Innerrhodertracht Nadja Räss aus Einsiedeln. Räss ist nicht nur sprachgewandt, sondern bestens vertraut mit der Jodelszene Schweiz. Seit 2018/2019 bietet sie beim Departement Musik der Hochschule Luzern ein einzigartiges Hauptfach «Jodel» an.  Der erste und einzige Bachelor-Studiengang seiner Art in der Schweiz. Die aufgeschlossene Räss fungierte am Heimatabend also sozusagen als Jodelnd-singende-Conferencière und überraschte mit ihrer klangvollen und kräftigen Stimme mit etlichen musikalischen Überraschungen. Begleitet wurde Räss von Willi Valotti mit dem Akkordeon. Auch er eine musikalische Grösse. Der 74-jährige sagt, dass er versuche, mit seiner gepflegten Volksmusik möglichst viele zu begeistern und so ein Stück Kultur beitrage. Er selber lässt sich am meisten begeistern für die währschafte Küche mit Gstell, Hafechabis, Kutteln und zum Dessert Hüslinachtflade. Wie sympatisch ist das denn!

«Der Hörnlimoudi» und «der Schäri Marsch»

Professionelle Auftritte hatten neun erwachsene Paare (also 18 Personen) der Trachtengruppe Birmenstorf, zusammen auch mit der Jugendvolkstanzgruppe. Für langanhaltenden Applaus sorgten die Tänze «La Croisée» und «Ab i d’Fäschthötte» sowie «Der Hörnlimoudi» und «der Schäri Marsch». Besonders eindrücklich war auch, dass die Jugendvolkstanzgruppe sich teilweise mit den Erwachsenen durchmischte – «Queerbeet» sozusagen.

Mit Malina Grimm ein weiterer Höhepunkt des Heimatabends

Nach einer halbstündigen Pause sorgte der Teenager Malina Grimm für einen weiteren Höhepunkt des Abends. Grimm spielte Alporn sowie Büchel (Büchel: ein eher kleineres Blechblasinstrument auf dem Prinzip der Naturtrompete). Sie schnappte sich im Jahr 2019 den Gewinnerpreis im Folkolorenachwuchs. Dass die Thurgauerin grosses Potenzial hat, bewies sie an diesem Abend einmal mehr, wenn man bedenkt, dass ihr Instrument fast gleich doppelt so gross ist wie sie selber. Begleitet wurde Malina von ihrem Lehrer, Fredy Schnyder. Zum Abschluss des Programmteils schaffte es die sympathische Nadja Räss doch tatsächlich, dass sie sämtliche Zuschauer von ihren Stühlen erhoben und alle gemeinsam das Lied «Uf de Alpe obe» Ein Hühnerhautmoment.

Ohne Rahmenprogramm geht gar nichts

Vor dem Event, während der Pause und auch noch danach wurde feinster Risotto mit Nüsslisalat und Ei serviert. Ein feines Fleisch-Chäs-Plättli half gegen den kleinen Hunger zwischendurch. Auch eine Kaffeestube, ein Torten- und Kuchenbuffet, eine Bar und eine riesige Tombola rundeten den gemütlichen Abend ab. Die Trachtengruppe Birmenstorf hat es einmal mehr geschafft, einen heimatlichen Abend zu gestalten, schliesslich pflegt und fördert der Verein den traditionellen Volkstanz schweizerischer Prägung. «Im letzten Juni haben wir mit den Vorbereitungs- und Planungsarbeiten begonnen. Es gab viel zu tun» ergänzt die OK-Präsidentin Agnes Renold. «Aber dank eines engagierten Teams haben wir den Event gut stemmen können und unser Einsatz hat sich mehr also gelohnt». Spät abends fasste Nadja Räss den schönen Anlass denn auch mit folgenden Worten zusammen: «Meiner Meinung nach kann Heimat auch im Innern eines Menschen ver­ortet sein und kann auch ein Gefühl der Geborgenheit geben. Das ist viel wert». Wie recht sie doch hat.

Isabel Steiner Peterhans

Autor: Isabel Steiner Peterhans / publiziert im “Der Reussbote” vom 31. Januar 2023
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