Das beste was mir mein Lehrmeister mitgegeben hat: Seine Tochter

Sie bewirten Gäste, kochen leidenschaftlich gerne, unterrichten und veranstalten Seminare. Ein starkes Team. Und über eigene Reben verfügen sie auch noch.

Fast ein Drittel aller Paare lernt sich am Arbeitsplatz kennen. So auch Isabelle (46) und Markus (41). Die Liebesgeschichte nahm ihren Anfang, als der junge Markus eine Zusatzlehre im Servicefach im Landgasthof «Linde» in Fislisbach absolviert und sich prompt in die adrette Tochter seines Lehrmeisters verguckte. Das war im Jahr 2001. Inzwischen ist das Paar seit 2007 verheiratet, wohnt in Fislisbach und hat zwei schulpflichtige Kinder.
Alles auf die Gastronomie gesetzt
Für Isabelle, die seit 15 Jahren in einem 60% Pensum im elterlichen Betrieb, dem Langasthof «Linde» Fislisbach arbeitet, war nicht von Anfang klar, dass sie mal in der Gastronomie tätig sein würde. «Zur Option standen auch noch Kindergärtnerin oder Floristin» erzählt Utiger. «Schlussendlich entschied ich mich dann aber trotzdem für eine 3-jährige Kochlehre». Ein guter Entscheid. Später hängte die ambitionierte junge Frau noch gleich eine Zusatzlehre als Servicefachfrau an und besuchte ein paar Jahre später die Hotelfachschule in Zürich.
Markus wuchs in beschaulichen Winzerdorf Döttingen auf und kam früh mit Reben und Wein in Kontakt. Sein Vater war ein begnadeter Weinliebhaber und dass er beruflich mal «was mit Wein» machen würde, war bald mal klar. «Schliesslich gehört Wein zum Kulturgut und das hat mich immer schon fasziniert» bestätigt er. Auch er erlernte Koch und auch er absolvierte eine Servicefachlehre in der Linde Fislisbach. Später absolvierte Utiger in nur 2 Jahren die Ausbildung zum Weinakademiker in Österreich. «Ich war damals erst 27-jährig und der Lehrgang war noch nicht so bekannt. In der Schweiz trugen damals gerademal etwa 15 Leute den begehrten Titel» sagt Utiger. Er schloss diese Ausbildung als Jahrgangsbester und jüngster Teilnehmer ab.
Wir profitieren davon, dass wir die gleiche Sprache sprechen
«Es ist sehr bereichernd, wenn ich mit Markus meine täglichen Erlebnisse austauschen kann und wir uns über die teilweise sehr ähnliche Arbeit unterhalten können» berichtet Isabelle. «Ich profitiere sehr davon zu «fachsimpeln» und mein Mann überrascht mich immer wieder mit seinem fundierten Wissen was die umfangreiche Weinwelt anbetrifft».
Es erstaunt auch nicht. Markus hat seit 2007 einen eigenen kleinen Rebberg. «Am Neusiedlersee (Burgenland/Österreich) hege und pflege ich, in Zusammenarbeit mit einem guten Freund, einen halben Hektar Blaufränkisch-Reben. Wir produzieren den «Rappbühl» und vertreiben jährlich bescheidene 2000 Flaschen» ergänzt Utiger. Der Rotwein mit dem schlichten Namen «Utiger» ist strukturiert, extrem lagerfähig und überzeugte im Jahr 2009 in der Szene derart, dass er sich doch gleich den 1.Platz in einer Blinddegustation ergatterte.
Querdenken ist immer gut und beflügelt die Phantasie
Durch seine Arbeiten an den eigenen Reben fiel Markus Utiger auf, dass es oft viel Überschuss an unreifen Trauben gibt. Kurzerhand entschloss er sich, ein Experiment zu starten. Zusammen mit seinen Kollegen, Andreas Meier und Roland Zeller, hat er ein einzigartiges Apérogetränk kreiert. Vertschi heisst es. Und das spannende an der Sache. Es ist aus grünen Schweizer Trauben, komplett alkoholfrei – und trotzdem besitzt Vertschi eine Struktur wie ein Wein. Revolutionär ! Den Vertschi gibt’s in Weiss- oder Rosé-Ausführung. Zu den Kunden zählen die besten Restaurants in der ganzen Schweiz.
Seit etwas mehr als einem Jahr hat sich Markus Utiger selbständig gemacht mit seiner Firma «Tanninreich» mit Sitz in Baden. Der Weinakademiker, der zudem über eine Sensorik-Lizenz verfügt, vermittelt gerne Wissen. Zu seinen Kunden gehören Winzer, Weinhändler und Leute aus der Gastronomie. Das Ehepaar mag gemeinsame Weinreisen, bewirtet zuhause gerne Gäste und auch sonst geben die beiden ein starkes Team ab. «Ich staune immer wieder, wie ruhig Isabelle jeweils ist und einen kühlen Kopf bewahrt, wenn’s in der «Linde» mal hektisch wird und Gäste ungeduldig werden» erzählt Markus beeindruckt. «In jungen Jahren bin ich öfters gereist und habe mir so vielleicht eine gewisse Entspanntheit aneignen können. Zudem nehme ich mich selber manchmal gar nicht so wichtig. Auch hilft sicher meine jahrelange Erfahrung im Gastrobereich und meine Professionalität» entgegnet Isabelle fröhlich und prostet ihrem Mann augenzwinkernd zu.
https://www.tanninreich.ch
und
https://www.linde-fislisbach.ch
und
http://www.vertschi.ch
Isabel Steiner Peterhans

Autor: Isabel Steiner Peterhans / publiziert im “Der Reussbote” vom 25. Februar 2022

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